Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine trat die Abhängigkeit Deutschlands und Europas von fossilen Energieträgern nochmals schmerzlich zum Vorschein.
Die Energiewende beschleunigt sich
Schon davor hat die Klimakrise zu einem stärkeren Ausbau der erneuerbaren Energiegewinnung geführt. Der Ukrainekrieg fungiert jetzt als zusätzlicher Beschleuniger dieser Entwicklung. Viele Staaten und Unternehmen fahren ihre Investitionen in erneuerbare Energien massiv hoch, um in naher Zukunft klimaneutral und energieautark aufgestellt zu sein. Um hierzulande schneller unabhängig zu werden von russischem Gas und Öl, soll sich die Leistung der Windenergieanlagen in Zukunft verdoppeln, die von Solaranlagen sogar vervierfachen.
Bis 2050 soll Europa der erste Kontinent werden, der nur noch unvermeidbare Treibhausgase ausstößt und diese wenigen Emissionen vollständig ausgleicht, um einen weltweiten Temperaturanstieg möglichst unter 1,5 Grad zu erreichen
Kupferbedarf dürfte zukünftig exponentiell steigen
Bei all den Anstrengungen führt dabei kein Weg an Kupfer vorbei, denn Kupfer findet sich überall dort, wo es um die Durchleitung von Strom geht. Dementsprechend groß wird der Bedarf in der Zukunft sein, um die Megatrends Dekarbonisierung, E-Mobilität und Digitalisierung weiter voranzutreiben und auszubauen.
Laut einer Marktanalyse des Finanzdienstleisters S&P Global könnte sich der Ausbau jedoch wegen der begrenzten Verfügbarkeit des Industriemetalls verzögern. Solarkraftwerke benötigen doppelt so viel, Offshore-Windkraftanlagen bis zu fünfmal so viel Kupfer pro Megawattstunde wie klassische Kraftwerke.
„Die Energiewende wird viel stärker von Kupfer abhängig sein als unser derzeitiges Energiesystem“, sagte Daniel Yergin, stellvertretender Vorsitzender von S&P Global, dem US-Sender CNBC.
S&P Global prognostiziert in seinem Bericht, dass sich der jährliche, weltweite Kupferbedarf bis 2035 auf 50 Millionen Tonnen fast verdoppeln und bis 2050 die Nachfrage sogar mehr als 53 Millionen Tonnen erreichen wird.
Kumuliert würde dann der Kupferverbrauch der nächsten 28 Jahre den gesamten Kupferverbrauch der letzten 120 Jahre übersteigen. Bei der Umstellung von fossilen auf erneuerbare Energieträger multiplizieren sich die benötigten Mengen sehr schnell.
Die Investmentbank Goldman Sachs läutete letztes Jahr in ihrer Studie gar ein neues Zeitalter ein und betitelte Kupfer als das neue Öl – „no decarbonisation without copper“. Goldman Sachs erwartet, dass allein der Bedarf an Windkraftanlagen 20% der Kupfernachfrage aus erneuerbaren Energien ausmachen wird. Für die Elektromobilität wird bis zu 40% benötigt werden, hauptsächlich für Ladeinfrastruktur und Motoren.
Die Berenberg-Bank bläst in dasselbe Horn und sprach gar von einem Superzyklus der Industriemetalle in den kommenden Jahrzehnten, ausgelöst durch die Dekarbonisierung.
Der jüngste Preisrutsch von 35% dürfte daher nur eine Momentaufnahme sein, da die grundlegenden Nachfragetreiber auch in Zukunft Bestand haben werden.
Kupfervorkommen und Verfügbarkeit
Wenn sich die Nachfrage nach Kupfer bis 2035 verdoppeln wird, wie sieht es dann mit dem Angebot aus?
Kupfervorkommen sind, anders als viele andere Rohstoffe, über den gesamten Globus verteilt und in über 20 Ländern zu finden. Laut der International Copper Study Group (ICSG) waren 2019 die größten Produzentenländer Chile, Peru, China und die USA. Weitere bedeutende Vorkommen gibt es in Australien, Indonesien, Russland, Kanada, Sambia, Polen, Kasachstan und Mexiko.
Die weltweiten Kupfervorräte werden derzeit auf ca. 870 Millionen Tonnen geschätzt. Daten der US-Geological Survey zufolge belaufen sich die globalen Kupferressourcen auf insgesamt 5.000 Millionen Tonnen. Diese beinhalten neben den bestehenden Vorräten auch entdeckte und potenziell profitable Lagerstätten sowie unentdeckte Lagerstätten, die auf der Grundlage vorläufiger geologischer Untersuchungen vorhergesagt wurden.
Hinzu kommt, dass momentan schon 35% des Bedarfs mit recyceltem Kupfer gedeckt wird. Jedes Windrad und jedes Kabel ist somit eine potenzielle Kupferquelle für die Zukunft.
Ausblick
Getrieben durch den Megatrend „Dekarbonisierung“ und die Energiewende ist davon auszugehen, dass die Kupfernachfrage in den kommenden Jahren exponentiell steigen wird. Zwar sind Kupfervorkommen in umfangreichem Maße global vorhanden. Die Frage wird jedoch sein, ob Fördermöglichkeiten und Förder-kapazitäten mit der wachsenden Nachfrage mithalten können.
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