Der Kupfermarkt im Wandel

Autor: Nico Wurster

Bereits in unserem Beitrag vom Juli 2022 haben wir auf die steigende Nachfrage und das begrenzte Angebot von Kupfer hingewiesen.

Der Kupfermarkt im Wandel

Inzwischen wurde der für die Energiewende in hohem Maße benötigte Rohstoff sogar auf die „Liste der kritischen Rohstoffe“ der EU aufgenommen. Von „kritischen Rohstoffen“ spricht man in dieser Hinsicht, wenn ein Rohstoff eine hohe ökonomische Relevanz gepaart mit befürchteten Versorgungsrisiken aufweist. Während auf der einen Seite zukünftige Versorgungsrisiken diskutiert werden, steigen auf der anderen Seite die Marktanforderungen für das rote Metall. Qualitätsmerkmale und Qualitätsstandards, die den Kupfereinkauf bereits seit vielen Jahren prägen, werden nun um Nachhaltigkeitsfaktoren erweitert. Das verändert die Marktanforderungen für den Rohstoff und beeinflusst die Einkaufsentscheidungen und -strategien auf eine neue Art und Weise. Ist das Angebot an „nachhaltigem“ Kupfer groß genug, um den für die Energiewende nötigen Bedarf zu decken? Es könnte ein Spannungsfeld zwischen neuen Marktanforderungen und Versorgungsrisiken entstehen.

„Nachhaltigkeit“ wird die Kupferwelt verändern

Mittlerweile ist der Megatrend „Nachhaltigkeit“ aus unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Vielmehr ist er gekommen, um zu bleiben. Der Grundstein dafür wurde 2015 von den Vereinten Nationen mit der Aufstellung der 17 „Sustainable Development Goals“ (SDG) gelegt. Aus den darin formulierten Herausforderungen entwickelten sich nationale Strategien, die sich wiederum in unseren heutigen und zukünftigen Gesetzen und Marktanforderungen wiederfinden. Aktuelle Beispiele für die zunehmenden rechtlichen und regulatorischen Anforderungen an Unternehmen in Deutschland sind beispielsweise die EU-Konfliktmineralien-Verordnung, das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) oder die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Fakt ist: Die Fahrtrichtung für Nachhaltigkeit ist vorgegeben und wird unsere Gesellschaft sowie die Wirtschaft weiter prägen.

Obgleich die Zunahme der regulatorischen Anforderungen und neue Marktgegebenheiten für das Kupfer-Business sehr herausfordernd sind, so beinhalten diese Veränderungen auch große Chancen, insbesondere durch die anstehende Dekarbonisierung der Energiewirtschaft. Ob Elektrofahrzeuge oder Windkraftanlagen: die Energiewende wird hohe Mengen des Industriemetalls benötigen. Das übergeordnete Ziel besteht darin, eine CO2-Neutralität bis 2050 zu ermöglichen. Der Weg in Richtung CO2-Neutralität zahlt dabei voll auf das SDG 13 „Klimaschutz und Anpassung“ ein. Auch wenn Kupfer essenziell zur Erreichung der CO2-Neutralität ist, so darf nicht außer Acht gelassen werden, dass der Elektrolyse-Prozess in der Kupfergewinnung sehr CO2-intensiv ist. Hieraus entsteht eine Art Zielkonflikt. Um diesen Konflikt so gut wie möglich aufzulösen, haben sich viele Kathodenhersteller der Nachhaltigkeit verpflichtet. Der CO2-Ausstoß pro Tonne Kupfer, der sogenannte „Product Carbon Footprint“ (PCF), findet bereits Niederschlag in den Nachhaltigkeitsberichten zahlreicher Kupferproduzenten. Während der CO2-Footprint für eine Tonne Kupfer im weltweiten Durchschnitt bei 4 Tonnen CO2-Äquivalent (CO2e) liegt, weist der Nachhaltigkeitsbericht der größten deutschen Kupferhütte Aurubis bereits einen PCF von 1,46 Tonnen CO2e pro Tonne Kupferkathoden aus. Dem Bericht nach hat sich dieser Wert seit 2013 um 36% reduziert. Das deutsche Unternehmen möchte noch vor 2050 klimaneutral werden.

Wirkungsvolle Methoden, um diese Werte weiter zu reduzieren, sind der Einbezug von Ökostrom und der Einsatz von Recyclingmaterial. Kupfer lässt sich beliebig oft recyceln, was den Recyclingprozess zum ultimativen Mittel zur Verbesserung des CO2-Footprints macht. Auf diesem Weg gelingt es den Produzenten, den energieintensiven Prozess von der Förderung bis zum Elektrolyse-Prozess zu optimieren. Ein gutes Beispiel für den Wirkungsgrad dieser Methode ist der PCF, der bei den Montanwerken Brixlegg produzierten, Kathoden. Das österreichische Recyclingunternehmen produziert Kathoden aus recyceltem Kupfer und erreicht damit einen außergewöhnlich niedrigen PCF von 0,739 Tonnen CO2e pro Tonne Kupferkathoden. In Deutschland wird aktuell etwa die Hälfte der Bedarfe durch recyceltes Material gedeckt. Vor dem Hintergrund einer drohenden Versorgungsproblematik für die anstehende Energiewende reichen die derzeitigen recycelten Kupferkathoden zur Deckung des Gesamtbedarfs allerdings bei Weitem nicht aus.

Ausblick

Mit Blick auf die dargestellten, drohenden Versorgungsrisiken stellt sich die Frage, wie die Weichen im Kupfermarkt im Falle einer Engpasssituation gestellt werden. Wird ein geringerer CO2-Footprint beim Kupfer weiter forciert werden oder wird die Gesellschaft bereit sein höhere CO2-Emissionen beim Kupfer in Kauf zu nehmen, um die Energiewende zu beschleunigen und erst in der Folge die zukünftige Reduktion der CO2-Emissionen zu unterstützen?

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